Mit der Autobiografie des vor zwei Jahren verstorbenen Christoph Schlingensief sollen seine Gedanken „freigestochen“ werden, so Herausgeberin Aino Laberenz. Gabriela Jaskulla im Gespräch mit Aino Laberenz.
Weder Verklärung noch Nachruf soll die Autobiografie des vor zwei Jahren verstorbenen Regisseurs Christoph Schlingensief, „Ich weiß, ich war’s“, sein. Sie beinhaltet nur einen Bruchteil seines Lebens, in dem die wichtigsten Projekte und Stationen Thema sind. Sowohl schriftliche als auch Tondokumente sind in das Werk eingeflossen – in den Monaten vor seinem Tod hat Schlingensief häufig in sein Aufnahmegerät gesprochen.
Herausgeberin und Witwe Schlingensiefs Aino Laberenz sagte bei einer Präsentation des Buches, dass es ihr nicht leichtgefallen sei, die von ihrem Mann begonnene Arbeit fertig zu stellen. Schlingensiefs Gedanken, wie seine Pläne für ein Operndorf in Burkina Faso, sind dort festgehalten, oder, wie Laberenz sagt, „freigestochen“. Unter ihrer Führung wächst das Operndorf in Afrika, in dem junge Menschen leben, zur Schule gehen und sich künstlerisch verwirklichen können.
„Ich tue Dinge, die ich mir niemals zugetraut habe“
Die 31-jährige Aino Laberenz wurde in Finnland geboren. Sie wuchs im Ruhrgebiet auf und begann nach dem Studium der Kunstgeschichte ihre Karriere als Kostümbildnerin am Schauspielhaus Bochum, Theaterhaus Gessnerallee und der Bayrischen Staatsoper. Außerdem arbeitete sie an der Berliner Volksbühne, dem Wiener Burgtheater und für die Bayreuther Festspiele. Nach dem Tod ihres Mannes vor zwei Jahren tut Laberenz nun „Dinge, die ich mir niemals zugetraut habe: allein nach Afrika reisen, mit Politikern verhandeln, Finanzpläne überwachen oder vor mehr als zwei Leuten sprechen.“ In diesem Herbst wird im Operndorf Burkina Faso bereits die zweite Grundschulklasse eingeschult.
Quelle: NDR Kultur, Klassik á la carte, 17.10.2012