KUNSTAUKTION FÜRS OPERNDORF (SPIEGEL ONLINE)

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Arbeiten von Gursky, Baselitz und Olafur Eliasson: Mehr als eine Million Euro kam bei einer Auktion von Kunstwerken für Christoph Schlingensiefs Operndorf zusammen. Dazu gab es eine kapitale Finanzspritze: 250.000 Euro als Grundstock für eine Stiftung.

Hamburg/ Berlin – Christoph Schlingensiefs letztes Projekt lebt weiter. Seine Witwe Aino Laberenz hat mit einer Benefiz-Auktion mehr als eine Million Euro für das Operndorf ihres 2010 verstorbenen Mannes eingenommen. Das Geld soll den Weiterbau des Projektes in Burkina Faso finanzieren. Bisher war nur eine Schule fertig gestellt worden, jetzt soll eine Krankenstation folgen. Bei der Auktion im Berliner Museum Hamburger Bahnhof kamen 84 Werke unter den Hammer, die prominente Künstler und Galerien gespendet hatten.

Die Liste der Kunstwerke lockte mit einigen prominenten Namen: Neben Arbeiten von Marina Abramovic und Andreas Gursky waren auch Olafur Eliasson, Georg Baselitz und Günther Uecker vertreten. Den höchsten Preis bei der Versteigerung erzielte mit 66.000 Euro ein abstraktes Bild von Sigmar Polke. Ein Originalkostüm Schlingensiefs vom Wiener Burgtheater brachte 20.000 Euro, ebenso wie eine Türtafel, die Rock-Star Patti Smith ihrem engen Freund Schlingensief gewidmet hatte.

Schlingensief-Witwe Aino Laberenz freute sich sehr über den Enderlös. „Ein Wahnsinn, das hätte ich nie im Leben gedacht“, sagte die 31-Jährige. „Ich habe immer im Kopf mitgerechnet: Jetzt kann ich die Krankenstation bauen, jetzt die Solaranlage, jetzt noch die Einrichtung für die Krankenstation, und jetzt sogar noch neue Schulräume!“

Im Oktober 2011 war die Schule in der Nähe der Hauptstadt Ouagadougou eröffnet worden. Bisher besuchen dort 50 Kinder aus den umliegenden Dörfern den Unterricht. Jedes Jahr sollen neue dazukommen, bis ganz am Schluss in einem dritten Bauabschnitt das eigentliche Opernhaus entsteht. Laberenz will bereits im April weiterbauen.

Christoph Schlingensief hatte noch wenige Monate vor seinem Tod die Grundsteinlegung des Projektes gefeiert, bevor er im August 2010 verstarb. „Wenn wir Geld sammeln, um ein Operndorf als Kraftzentrum zu bauen, dann sammeln wir das Geld nicht für die Leute dort. Wir sammeln das für uns“, wird er auf der offiziellen Homepage der Auktion zitiert. „Wir sammeln das, damit die Leute vor Ort, denen das Dorf dann gehört und die da autonom leben, uns lehren, zu den kreativen Wurzeln zurück zu kehren.“

Zusätzlich zu dem Erlös aus der Auktion erhielt das Operndorf jetzt eine weitere Finanzspritze. Der Unternehmer und Kunstsammler Friedrich Christian „Mick“ Flick, der schon das Polke-Bild beigesteuert hatte, will dem Verein eine Viertelmillion Euro spenden. Das Geld soll Grundstock für eine Stiftung sein, um den laufenden Betrieb des Opernhauses zu finanzieren.

Quelle: SPIEGEL ONLINE vom 9.3.2012; avk/dpa