SCHLINGENSIEFS NONO-PROJEKT: «VIA INTOLLERANZA II» (ZEIT)

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Berlin (dpa) – Der Berliner Regisseur Christoph Schlingensief (49) inszeniert als nächstes Projekt «Via Intolleranza II» ausgehend von der Aktionsoper «Intolleranza 1960» des italienischen Komponisten Luigi Nono (1924-1990).

Geprobt wurde dazu bisher in Afrika und jetzt in Berlin, danach noch in Brüssel. Geplant sind im Mai Aufführungen beim Kunstfestival in Brüssel, in der Hamburger Kampnagel-Fabrik und in der Bayerischen Staatsoper München sowie im Juni auch bei den Wiener Festwochen. Unterstützt wird die Koproduktion auch vom Goethe-Institut, dem Maxim-Gorki-Theater sowie der Volksbühne und dem Hebbel am Ufer in Berlin.

Wie Schlingensief auf seiner Website betont, ist es keine Produktion seines «Operndorfes», das zurzeit im afrikanischen Burkina Faso entsteht, sondern «eine begleitende Forschungsarbeit», «die den Versuch unternimmt, Schritt für Schritt zu begreifen, warum wir ständig dem afrikanischen Kontinent helfen wollen, obwohl wir uns selber schon lange nicht mehr helfen können».

«Intolleranza 1960», uraufgeführt bei der Biennale 1961 in Venedig, sei ein Schlüsselwerk der europäischen Oper des 20. Jahrhunderts. Mit dieser «sozial engagierten Musik» habe Luigi Nono ein politisches Statement gegen Rassismus, Intoleranz und staatliche Gewalt verfasst.

Der an Krebs erkrankte Film- und Theaterregisseur («Das deutsche Kettensägenmassaker»), der 2004 sein Operndebüt mit Richard Wagners «Parsifal» bei den Bayreuther Festspielen gab, wird am 3. Oktober auch die neue Ausweichspielstätte der Berliner Staatsoper im Schillertheater eröffnen – mit der Uraufführung «Metanoia – über das Denken hinaus» von dem Komponisten Jens Joneleit, die musikalische Leitung hat Generalmusikdirektor Daniel Barenboim. Im Oktober wird an der Deutschen Oper Berlin auch Schlingensiefs 2008 noch vom Krankenbett aus inszenierte Oper «Jeanne d’Arc – Szenen aus dem Leben der heiligen Johanna» von Walter Braunfels wieder aufgenommen. Schlingensief war Anfang 2008 an Lungenkrebs erkrankt.

Im vergangenen Februar hatte Schlingensief den Grundstein für sein «Operndorf» im afrikanischen Burkina Faso nahe der Hauptstadt Ouagadougou gelegt, dessen Bauten mit Werkstätten, Veranstaltungs- und Schulräume für Musik- und Filmunterricht sowie Theateraufführungen von dem Architekten Francis Kéré entworfen wurden. «Da wird jetzt gebaut, gebaut und gebaut», sagte Schlingensief dazu jetzt der Nachrichtenagentur dpa. «Die Fundamente für die gesamte Schule stehen schon, auch von 16 Werkstätten, dem Musikstudio, dem Minikino und so weiter. Das Ding wächst!» Die ersten Klassen sollen im Oktober ihre Arbeit aufnehmen.

www.schlingensief.com

dpa, 26.04.2010