Berlin (dpa) – Christoph Schlingensiefs neuer Theater- und Kulturtraum wird Wirklichkeit: Ende Januar ist im westafrikanischen Burkina Faso Grundsteinlegung für sein schon länger geplantes „Festspielhaus in Afrika“.
Schon an diesem Montag werden für das „Operndorf“ etwa 45 Minuten von der Hauptstadt Ouagadougou entfernt 13 Container von der Ruhrtriennale zum Aufbau der ersten Gebäude auf den Weg geschickt, wie der 49-jährige in Berlin lebende Theater-, Film- und Opern-Regisseur („Parsifal“, „Das deutsche Kettensägenmassaker“) am Freitag der Deutschen Presse-Agentur dpa sagte. „Das Projekt nennen wir „Von Afrika lernen“ und es wird kein abgehobenes Bayreuth werden, es soll vielmehr die einheimischen kulturellen Kräfte unterstützen.“
Schlingensief hat mit dem Kulturminister von Burkina Faso jetzt den Vertrag unterzeichnet, für sein Projekt werden ihm fünf Hektar Land zur Verfügung gestellt. Bundespräsident Horst Köhler hat den Staatspräsidenten des westafrikanischen Landes um Unterstützung für das Projekt gebeten, wie Schlingensief sagte. Auch das Goethe- Institut und die Bundeskulturstiftung unterstützen ihn. Prominente wie der Schriftsteller Henning Mankell, der Popmusiker Herbert Grönemeyer und der Filmregisseur Roland Emmerich spenden jeweils 100 000 Euro. 80 000 Euro sind schon über andere private Spendenkanäle (Internetseite http://www.festspielhaus-afrika.com) [externer Link] zusammengekommen.
Über weitere Einzelheiten des Projekts will Schlingensief im nächsten „ZDF-Nachtstudio“ an diesem Sonntag (20. Dezember/00.35 Uhr) berichten. An der Sendung nehmen unter anderem auch der Schriftsteller Henning Mankell teil, der Schlingensief bei seinem Afrika-Projekt unterstützt, sowie Rupert Neudeck vom Komitee Cap Anamur und der Architekt Francis Kéré aus Burkina Faso, der Schlingensief ebenfalls helfen will. Für Schlingensief sei das Festspielhaus ein Vorhaben im Sinne des erweiterten Kunstbegriffs von Joseph Beuys (1921-1986), einem seiner Vorbilder, der Projekte dieser Art auch „Soziale Plastik“ nannte, wie das ZDF in seiner Ankündigung betonte.
Geplant sind in Afrika laut Schlingensief ein Theater, eine Schule für 500 Schüler im Alter von 5 bis 17 Jahren, ein Gästehaus, Werkstätten, eine Krankenstation sowie Brunnen und Solaranlagen. Schon im März will der Regisseur das Theater eröffnen. Dazu plant er in der nahe gelegenen Hauptstadt die Premiere einer eigenen Theaterinszenierung, mit der er anschließend in Europa auf Tournee gehen will – von Brüssel über Hamburg bis Wien und München. „Ich werde die afrikanische Stadt nicht missbrauchen, um mein eigenes Ding dort zu machen“, sagte Schlingensief dazu. „Wir verpflanzen keine Kultur, sondern zeigen, welche kreativen Kräfte dort zuhause sind, von denen wir noch viel profitieren und auch lernen können.“
Der an Krebs erkrankte Schlingensief, der mit seiner „Parsifal“- Inszenierung in Bayreuth von 2004 bis 2007 Aufsehen erregte, stellte zuletzt Anfang Dezember in Zürich sein Theaterprojekt „Sterben lernen“ vor. Er hat in den letzten Monaten auf einer Lesereise mit seinem Buch „So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein! – Tagebuch einer Krebserkrankung“ für sein Projekt Spenden gesammelt. Schlingensief fühlt sich gesundheitlich gegenwärtig gut. „Ich fühle mich kräftiger und habe wieder mehr Ausdauer. Meine Energie verpufft nicht mehr.“