FREAKS RELOADED (DER SCHNITT)

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Fremdverstümmelung von Christoph Schlingensief – gesehen während der Oper »Freax« in der Oper Bonn

Schlingensiefs 30minütiger Film Fremdverstümmelung ist Teil der Bonner Operninszenierung »Freax« und ist doch eigentlich eine Hauptattraktion für sich. Von Schlingensief größtenteils mit der Bolex in klassischem körnigen Avantgarde-Schwarz-weiß gehalten und mit Doppelbelichtungen sowie weichen Überblendtechniken verfeinert, entwickelt der Film einen unwiderstehlichen visuellen Sog. Schlingensiefs behinderte Protagonisten bewegen sich zunächst wie schon bei Tod Browning (Freaks, 1932) in Artistenkostümen durch die Zirkusmanege, zwischengeschnitten und somit kommunizierend mit Aufnahmen ihres umstrittenen Opernauftritts in Bonn. Ihre zunächst fröhliche Prozession wird zu einem Passionsspiel, einzelne Protagonisten werden symbolisch gekreuzigt und damit erneut fremdverstümmelt.

Fremdverstümmelung (per Texttafel gewidmet den Selbstverstümmlern und Avantgardeheroen Günther Brus und Kurt Kren) ist dialogfrei, stattdessen komplett unterlegt mit einem fantastischen, fast hypnotisch wummernden Sounddesign Uwe Altmanns und begeistert durch eine ironisch-symbolistische Bildsprache und absolut filmfestivalreife Optik. Dieser Film gehört ins Kino!

OLIVER BAUMGARTEN