SCHLINGENSIEF IN DER INTERNATIONALEN JURY DER BERLINALE 2009

Veröffentlicht am Autor admin

Die siebenköpfige Jury unter dem Vorsitz von Tilda Swinton gibt sich politisch kämpferisch und darin einig

Berlin – Zur Eröffnung der 59. Internationalen Filmfestspiele Berlin feierte am Donnerstagabend Tom Tykwers Politthriller „The International“ seine Weltpremiere. Der im Wettbewerb außer Konkurrenz laufende Film startet am 13. Februar in den österreichischen Kinos. Glückliches Timing: Der Brite Clive Owen und die Australierin Naomi Watts spielen in dem Action-Drama ein Ermittlerteam, das gegen die Übermacht einer international agierenden, kriminellen Bank kämpft.

Dass die aktuelle Finanzkrise nur ein Teil der weltweiten Krise ist, das machte auch die Berlinale-Jury unter dem Vorsitz der britischen Schauspielerin Tilda Swinton klar. Das siebenköpfige Gremium, das über die Vergabe des Goldenen Bären entscheidet, zeigt sich politisch kämpferisch. Die Welt müsse den Blick auf die Krisenherde der Welt richten, forderte Swinton. „Niemand spricht über die Ärmsten der Armen, die wirklich betroffen sind“, meinte Jury-Mitglied Henning Mankell, Bestseller-Autor mit Wohnsitzen in Schweden und Mosambik.

Die internationale Jury der Berlinale 2009

Nach Ansicht von Jurymitglied Christoph Schlingensief kann das Medium Film zur Aufklärung beitragen. „Wir können uns nicht pausenlos dirigieren lassen, wir müssen lernen, dass wir selber auch gestalten können. Das ist auch, was eine Filmkamera leisten kann“, erklärte der Film- und Theaterregisseur. „Wir sind ein gutes Team“, war Schlingensief bei der Pressekonferenz überzeugt. (APA/dpa/red)

Die internationale Jury der Berlinale 2009

Die internationale Jury der Berlinale 2009

Jury-Präsidentin und Oscarpreisträgerin Tilda Swinton gehört zu den gefragtesten Schauspielerinnen. Ihr Filmdebüt gab sie in Derek Jarmans Caravaggio, der 1986 auf der Berlinale einen Silbernen Bären gewann. Seit ihrem internationalen Durchbruch mit Orlando wechselt sie mühelos das Rollenfach zwischen europäischen Arthouse-Filmen und großen Hollywood-Produktionen. Bis zu Jarmans Tod trat sie in jedem seiner Filme auf und widmete ihm ein filmisches Porträt, das 2008 im Panorama der Berlinale lief. Für den Thriller Michael Clayton erhielt sie 2008 einen Oscar als Beste Nebendarstellerin.

Die preisgekrönte spanische Autorin und Regisseurin Isabel Coixet war mit ihren Filmen schon auf zahlreichen internationalen Festivals zu Gast, darunter viermal auf der Berlinale: 1995 im Panorama mit Was ich Dir noch nie erzählt habe, 2003 im Wettbewerb mit Mein Leben ohne mich, 2007 im Panorama mit der Kompilations-Doku Invisibles sowie 2008 mit der berührenden Bestsellerverfilmung Elegy. Derzeit realisiert Isabel Coixet den romantischen Thriller Map Of The Sounds Of Tokyo.

Gaston Kaboré zählt zu den wichtigsten Persönlichkeiten der Filmszene seiner Heimat. Nach dem Studium in Ouagadougou (Burkina Faso) und Paris war sein Spielfilm Wend Kuuni 1982 ein Durchbruch für das afrikanische Kino. Kaboré ist Drehbuchautor, Regisseur und Produzent in einem und realisierte auch mehrere Dokumentarfilme. Für das historische Drama Buud Yam wurde er 1997 mit dem Preis des panafrikanischen Filmfestivals FESPACO ausgezeichnet. Mit der Gründung des Instituts „Imagine“ 2005 in Ouagadougou fördert er außerdem die audio-visuelle Ausbildung in Burkina Faso.

Der preisgekrönte Bestseller-Autor Henning Mankell ist vor allem durch seine Wallander-Kriminalromane bekannt, die in 38 Sprachen übersetzt wurden. Politische und gesellschaftliche Themen prägen die Arbeit des passionierten Schriftstellers und Theaterregisseurs, der auch als Autor von Kinderbüchern und Dramen brilliert. Mankell lebt abwechselnd in Schweden und in Mosambik, wo er als Direktor des „Teatro Avenida“ arbeitet.

Als Film-, Theater- und Opernregisseur, Hörspielautor sowie Künstler gehört Christoph Schlingensief zu einer der bekanntesten Persönlichkeiten der deutschen Kulturszene. Seine Arbeiten verwischen immer wieder die Grenze zwischen Politik und Kunst und provozieren öffentliche Diskussionen. Als Filmemacher wurde Christoph Schlingensief zunächst mit der zwischen 1989 und 1992 entstandenen „Deutschlandtrilogie“ (u.a. Das deutsche Kettensägenmassaker) bekannt. Zu seinen Inszenierungen gehören u.a. „Parsifal“ (Bayreuth 2004), „Der Fliegende Holländer“ (Manaus 2007), „Jeanne d’Arc“ (Berlin 2008) und „Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir“ (Duisburg 2008).

Der in Hongkong geborene Regisseur und Produzent Wayne Wang lebt und arbeitet in den USA. In vielen seiner Filme konfrontiert er die amerikanische Gesellschaft mit der Welt der chinesischen Einwanderer, so in der Bestselleradaption Töchter des Himmels (1993). Mit dem Arthouse-Film Smoke (Silberner Berlinale Bär 1995) gelang ihm ein großer Erfolg auch in Europa. Wangs letzter Film Mr. Shi und der Gesang der Zikaden erhielt mehrere Festival-Preise.

Als passionierte Filmfreundin hat die Foodaktivistin, Autorin und Starköchin Alice Waters ihr legendäres Restaurant Chez Panisse in Berkeley nach einem Filmcharakter von Marcel Pagnol benannt. Alice Waters, Vizepräsidentin von Slow Food International, arbeitet im berühmten Pacific Filmarchive in Berkeley und mit verschiedenen Film Festivals. Sie hat unter anderem auch an der Dokumentation Werner Herzog Eats His Shoe mitgewirkt. Die vielfach ausgezeichnete Foodaktivistin ist kürzlich in die California Hall of Fame aufgenommen worden.

Die internationale Jury der Berlinale 2009

Die internationale Jury der Berlinale 2009

Die internationale Jury der Berlinale 2009

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Alle Fotos (c) Internationale Filmfestspiele Berlin