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Schlingensief live & intim
Intro.de, 15.3.05. Von Sonja Eismann.
Noch bevor der "wahrlich informative und gemütliche Abend, ohne Hysterie und ohne Krieg" im Schauspiel Köln seinen Anfang nehmen kann, bricht schon Tumult aus - ganz ohne Schlinges Zutun. Das bis auf den letzten Platz ausverkaufte Haus hat voller Freude über den euphorischen Andrang zu viele Plätze vergeben und nun muss ein Teil der Bühne - der zugestellte Orchestergraben - wieder abgebaut und an der geschaffenen Stelle flugs Klappstühle aufgebaut werden. Als Schlingensief gleich nach dem wilden Nachrücken der aufgeregten BesucherInnen in legerem Freizeit-Outfit und Kunst und Gemüse-Basecap die Bühne betritt, stellt er erst mal klar, was nicht zu erwarten sein wird: "Wenn sie gekommen sind, um meinen Schwanz zu sehen, muss ich sie enttäuschen. Da müssen sie nach Berlin gehen oder an die Wiener Burg, da ziehe ich mich manchmal ganz aus."
An diesem "intimen" Abend solle ganz freundlich über Kunst diskutiert werden, während in einem einsamen E-Herd auf der Bühne der Römertopf mit Pute à la Schlingensief schmort, den er als Exposition in den Abend erwartbar brachial zubereitet. Es folgen Anekdoten über die Oberhausener Apotheker-Eltern und das deutsche Theater, die Obszönität der Flick-Collection-Diskussion angesichts von Millionen Hartz-IV-EmpfängerInnen und nach wie vor nicht entschädigter ZwangsarbeiterInnen und Auszüge aus der grotesken Korrespondenz mit der Bayreuther-Festspiel-Leitung, deren Fiktionalität so stark betont wird, dass man nur noch an ihre Echtheit glauben kann. Nach und nach werden die sechs Gäste, einer davon Klaus Beyer als Jonathan Meese mit wilder Perücke, auf die Bühne geholt. Videos werden projiziert, Lieder gesungen, Performances vollführt, bis der gemütliche Abend so wahnwitzig aus den Fugen gerät, wie man es erwartet hat.
Am Ende stolziert Schlingensief mit riesigen Plateau-Sohlen, Leoparden-Mantel, feuerrotem Locken-Hut und Plastikplanen-Tutu samt kilometerlanger Schleppe auf die Bühne, sägt zu den herrisch hervorgebellte Worten "Es gibt Dinge, die müssen stimmen bei einer Performance!" ein Bein eines kleinen Tisches ab, klemmt den vom Römertopf-Gemetzel versifften Katalog der Flick-Collection drunter und schreitet mit den Pathos-durchwirkten Worten "Jetzt stimmt's" final von der Bühne.
Weiterführende Artikel zur Fickcollection, A. Hipler
Fickcollection, A. Hipler - Pressespiegel
- "Sperrt ihn weg, bevor etwas passiert!" - von Cornelia Sollfrank, 22.03.05 |
- "Darunter steckt immer ein kluger Kopf" - Kritik aus der WELT, 19.03.05 |
- "Nicht die Nerven verlieren!" - Kritik aus d. Hamburger Morgenpost, 19.03.05 |
- "42" - Frankfurter Rundschau vom 18.03.05, von Sylvia Staude |
- "Auf Plateausohlen" - Kritik aus der Wormser Zeitung, 18.3.05 |
- "Wenn das Chaos keine Theorie bleibt" - Kritik aus der FAZ vom 17.03.05 |
- "Von Wolfgang Wagner bis Pute" - Pforzheimer Zeitung vom 17.03.05 |
- "Augentropfen für den Märtyrer" - Kölner Stadtanzeiger vom 16.03.05 |
- "Parsifal mit Pute" - Kritik aus SPIEGEL ONLINE vom 16.03.05 |
- "Die Kunst, das sind wir" - Eine Kritik aus der FAZ vom 18.03.2005 |
- "Schlingensief live & intim" - Kritik aus Intro.de vom 15.03.2005 |
- "Kraut, Rüben und Schönberg" - Kritik, Stuttgarter Nachrichten, 15.03.05 |
- "Schräger Vogel an Tabascosauce" - Kritik, Stuttgarter Zeitung, 15.03.2005 |
- "Von Wagner bis Pute" - Kritik aus der Wiesbadener Zeitung, 15.03.2005 |
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