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Montage: Thomas Aurin
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Freakstars 3000 - Mutter sucht Schrauben


Bekannt aus Funk und Fernsehen: Die Freakstars 3000. Der erste Longplayer, die Mission: Klartext reden, Klartext singen!


"Eine großartige Persiflage auf weit mehr als nur das Superstar-Gedöns im Fernsehen, eine sehr humorvolle Unterhaltung - und vor allem: eine Show mit behinderten Menschen als alleiniger Mittelpunkt ohne jedes Verständnisgesäusel. Das dürfte einzigartig sein!" (Frankfurter Rundschau)

Um eines deutlich zu sagen: Sollte irgendein Heilsbringer diese CD kaufen wollen, um Mitleid zu heucheln oder sein Gewissen zu polstern, dann fordern wir ihn hiermit auf, das Ding ins Klo zu schmeißen. Dieser Longplayer ist kein Akt der Menschlichkeit und unterstützt keinen guten Zweck. "Mutter sucht Schrauben" hat eine Mission: Klartext reden, Klartext singen! Mit den ganzen Klonkünstlern und ihren sinnfreien Botschaften muss es ein Ende haben!

Die Platte bietet 22 x Liedgut, immer/-hin anders und deshalb großartig. Darunter "Mars Gini Wini Minis", "Sag mir wo die Blumen sind", "Marmor, Stein und Eisen bricht", "Yellow Millow", "Ein Vogel wollte Hochzeit halten", "Du Awani, du Anita"

"Mutter sucht Schrauben" klingt eigentlich auch nicht schlechter als "No Angels" oder "Preluders". Doch "Mutter sucht Schrauben" werden weniger Chartchancen haben. Was extrem schade ist: Es ist die Band, eine Hand voll hoffnungsvoller behinderter Pop-Interpreten, die sich bei dem spektakulären Freakstars-Casting im Berliner Behindertenheim Tiele-Winkler-Haus durch mehrere Runden singen und stammeln mussten.



Szenenfoto der Freakstars 3000 TV-Produktion (Foto: Aurin)



FREAKSTARS 3000: Mutter sucht Schrauben


"Nur die Phantasielosen stürzen sich in die Realität und, wie billig, zerschellen daran." Arno Schmidt


Mit FREAKSTARS 3OOO (Erstsendung am 8. Juni 2002 auf VIVA Plus), dem ersten Behindertenmagagzin im deutschen TV, betritt Christoph Schlingensief unentdecktes Neuland. Innerhalb einer zur Ödnis verkommenen Fernsehlandschaft begibt der sich Film- und Theaterregisseur mit den Bewohnern des Tiele-Winckler-Heims in Lichtenrade auf große Expeditionsreise durch die nur noch mäßig magischen Kanäle eines Marshall McLuhan. So kurze wie ungeschnittene Zwischenstopps im Polittalk Freakman, beim Homeshopping oder der Hitparade werfen in sechs Folgen mehr und mehr die ungestellte Frage auf, wer hier eigentlich behindert, wer in seinen natürlichen Ausdrucksmitteln eingeschränkt ist. Der Presseclub, in dem sechs Journalisten aus 16 Ländern den auf immer und ewig bedauernswerten Zustand Deutschlands diskutieren, sowie das Casting zur Findung der Popband MUTTER SUCHT SCHRAUBEN geben eine einfache, aber gerade deshalb schockierende Antwort.

In dem Projekt arbeitet Schlingensief mit Kollegen zusammen, die ihn bereits in unterschiedlichen Konzepten und Theaterprojekten mitbegleitet haben. Mario Garzaner (bekannt geworden als Rudi Dutschke und Alfred E.Neumann), Achim von Paczenski (bekannt geworden als Heiner Müller), Werner Brecht (bekannt geworden als Erich Böhme und Moses P.) und Helga Stövhase (bekannt geworden als Sabine Christiansen und Nena) stellen ihre Fragen zur bundesdeutschen Wirklichkeit und gründen nach dem Vorbild der Sendereihe Popstars eine eigene Band mit dem Namen "Mama sucht Schrauben". Das Casting erscheint ab Juli auf CD im Hörverlag.

Christoph Schlingensief: "Was ist normal? Ab wann redet man eigentlich von Behinderung und wie funktioniert ein Rollstuhl? Endlich ist es soweit! Eines muss klar werden! Die Bundesrepublik braucht ein Gegenmodell! Ein Modell, das es schon lange gibt! Ein Modell mit dem Namen: SYSTEM 2. Motto: Wir sind gesund und ihr seid krank!"

Die FREAKSTARS haben sich im Anschluß an die Zappingtour gegenüber der Fachpresse wie folgt geäußert: "Um eines deutlich zu sagen: sollte irgendein Heilsbringer diesen Tonträger gekauft haben, um Mitleid zu heucheln oder sein Gewissen zu polstern, dann fordern wir ihn hiermit auf, das Ding ins Klo zu schmeißen. Unser erster Longplayer ist kein Akt der Menschlichkeit und unterstützt keinen guten Zweck. MUTTER SUCHT SCHRAUBEN sind keine Missionare, auch wenn es viel zu missionieren gibt: geschändete Boygroups, prämenstruierende Girlgroups, eine zwergenwüchsige Australierin, die zwar nicht singen kann, sich aber ihren Arschumfang digital aufblähen läßt, um jedem Vorschullümmel als Wichsvorlage zu dienen... Ihr seid doch alle krank, ihr Manager der Welt! Auch das Geheimnis Eurer Krankheit ist die Menschengattung selbst. Jeder ist auf Eigenkrankheit angelegt, damit Menschengattung daraus wird. Und um gleich noch einen Widerspruch anzubringen: Natürlich hat MUTTER SUCHT SCHRAUBEN eine Mission zu erfüllen: Klartext reden, Klartext singen! Revolution ist Krankheitskraft, sonst wäre es ja keine.

Und für das Musikgeschäft gilt: So viel Schizophrenie war nie! Mit den ganzen Klonkünstlern und ihren sinnfreien Botschaften muß es jetzt ein Ende haben. Sterbehilfe für alle... für alle Spaßapostel und trocken gelegten Gesundbrunnen!

MUTTER SUCHT SCHRAUBEN sucht Mitstreiter, keine Mitsinger. Die Idealbesetzung ist gefunden. Nach diesem Casting, diesem Trainingscamp war nichts anderes zu erwarten. Wir haben Freunde gefunden ! Hier geht´s um Inhalt. Wie viele Engel, d.h. Mitteilungen, Informationen, auf einer Nadelspitze Platz haben, galt lange Zeit als unentscheidbarer Streitpunkt. Stattdessen permanente Überdosis.

Aber wie viel Krankheitsgattung Mensch hat Platz auf der Erde? Techno-Roboter schmeißen Pillen ein, um sich aufzuputschen; wir nehmen sie, um erst mal wieder runter zu kommen. Zusammen sind wir die Vorreiter, allein uns fehlt das Heer. Wir rekrutieren Euch, Bewohner der Geschlossenen Anstalt Deutschland, und erklären der Einfalt und dem Aussatz des Pop den Krieg. Krücken zu Pflugscharen, um verschüttete Gedankengänge wieder frei zu legen. Wir machen die wirklich Blinden sehend. Wir lassen sie nicht singen und setzen ihnen noch Brillen auf. Laßt Stumme singen! Wir sind, bei aller Verschiedenheit untereinander, lange schon engstens miteinander verbunden, mindestens so eng, wie Krankheit mit jedem Einzelnen von uns. Das ist die stärkste Bindungskraft. Wer Trennung versucht, wird sie erfahren.

MUTTER SUCHT SCHRAUBEN ist aus eigener Krankheit entstanden. Es hatte und hat nichts zu tun mit der RAF, nichts mit Moralaktivisten der 68er-Bewegung, nichts mit Selbsthilfegruppen und Betroffenenverbänden, nichts mit Antipsychiatrie und Fachdiskursen, sondern mit Krankheit gegen den Konsens der Oberflächen.

Reißt die Markenzwangsjacken von den durchtrainierten Körpern! Das Leben selbst ist eine serielle Minikrise, ein Desaster, das unseren Namen trägt.

"Tötet Robbie Williams!" Sex, Drugs and Doxepin!

Eure FREAKSTARS 3000

(Quelle: Volksbühne am Rosa-Luxemburg Platz Berlin)



Szenenfoto der Freakstars 3000 TV-Produktion (Foto: Aurin)



Zusätzliche Links zu Schlingensiefs Hörspielen

- Hörspiel-Download - Das Freakstars Hörspiel komplett herunterladen
- Bilderstrecke - Weitere Fotos von der Freakstars TV-Produktion
- Ausschnitte und Trailer - Trailer zum Freakstars 3000 Film
- Freakstars - Das erste Behindertenmagazin im deutschen Fernsehen
- Freakstars 3000 - Der Film - Infos zu Schlingensiefs Freakstars-Kinofilm




Freakstars 3000 - Mutter sucht Schrauben

Ein Hörspiel von Christoph Schlingensief

Regie: Christoph Schlingensief

Hörverlag München, 2003

Mit: Horst Gelonneck, Kerstin Graßmann, Achim von Paczensky, Mario Garzaner, Michael Binder, Helga Stöwhase, Werner Brecht u.a.





Zusatzmaterial

- Hörspiel-Download
- Freakstars-Fotos
- Freakstars Trailer


Externe Links

- Freakstars Homepage


Verwandte Projekte

- Freakstars TV
- Freakstars 3000