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Verlautbarung Johannes Heesters zur Regensburgdistanzierung, 11.02.2005
Sehr verehrte Damen, sehr geehrte Herren,
hiermit teile ich Ihnen mit, daß ich mich von sämtlichen Aktivitäten der Stadt Regensburg aus Anlaß ihrer Bewerbung um die europäische Kulturhauptstadt 2010 distanziere. Das in Gänze unausgegorene, dilettantische Bewerbungs-
management macht diese Entscheidung leider unumgänglich.
Ausschlaggebend für mich war unter anderem die peinliche Provinzposse um ein Bild des Künstlers Martin Kippenberger, das nicht mehr und nicht weniger als einen gekreuzigten Frosch darstellt und auch über den Bestand der Stadt Regensburg hinaus noch darstellen wird. Diese hat die ganze Kleinbürgerlich-
keit und nicht europataugliche Qualität von Regensburg deutlich zum Vor-
schein gebracht.
Ungleich größeren Einfluß auf meine Entscheidung hatte die Tatsache, daß sich die wahre Geschichte und Geisteshaltung der Stadt mir und meinen Mitarbei-
tern erst durch eigene intensive Recherchen im Vorfeld des heutigen Abends offenbart haben. In dieser Hinsicht fühle ich, fühlen wir uns von den offiziellen Vertretern Regensburgs hintergegangen und in nicht zu akzeptierender Weise für eigene Interessen mißbraucht. Sie haben uns über das wirkliche Ausmaß an Filz und Fremdenfeindlichkeit in der Stadt vorsätzlich im Unklaren gelassen.
Der seitens des Oberbürgermeisters und ranghoher Repräsentanten Regens-
burgs hingelegte Fehlstart in Form einer chaotischen, auf Halbwahrheiten beruhenden Pressekonferenz im Dezember 2004, auf der entgegen meiner Zustimmung bereits mit meinem Namen geworben wurde, hätte mir Vorwar-
nung genug sein sollen. Rückblickend besteht mein Fehler zweifelsohne darin, daß ich diese und anschließende Zeichen leichtgläubig in den Wind geschlagen habe. Zu diesen Zeichen gehörte die mehrfach ausgesprochene Drohung, die Proben von einem stadtintern ernannten Zensor überwachen zu lassen. Mir wurde unter anderem mitgeteilt, daß der Zensor es namens der Stadt nicht dulden werde, wenn ich im Laufe des Abends mit Gotteslästerungen oder Hakenkreuzen arbeiten sollte. Diesen und weiteren Behinderungen hätte ich entschlossener entgegentreten müssen.
Das Fehlverhalten anderer wiegt meines Erachtens aber um ein Vielfaches schwerer. So haben populistische und profilierungssüchtige Auftritte des Regensburger Bischofs und des Leiters der Regensburger Domspatzen ein konzentriertes Hinarbeiten auf den heutigen Abend für uns alle unmöglich gemacht. Die Bestrebungen der Fürstin Gloria, den heutigen Abend durch bewußte Störaktionen und Drohkulissen zu schänden, reichen des weiteren an einen bewußten Sabotageakt heran.
So wie mein Engagement für die Stadt Regensburg weise ich auch die Annah-
me meines zugesagten Honorars zurück. Ich werde den Betrag in vollem Um-
fang der ALS-Forschungsstation der Berliner Charité unter Leitung von Dr. Thomas Meyer zur Verfügung stellen. Damit zolle ich zugleich jener Person meinen Respekt, ohne deren unermüdlichen Einsatz auch dieser Abend nicht möglich gewesen wäre: Frau Angela Jansen. Ich verlange auch von Ihnen, meine Damen und Herren Regensburger, sich statt für die Kulturhauptstadt 2010 für die Zukunft der ALS-Forschung zu engagieren.
Mein eigener Einsatz zugunsten einer würdigen Kulturhauptstadt 2010 ist mit-
nichten beendet. So ist es mir eine Ehre und große Freude Ihnen mitzuteilen, daß ich, ein überzeugtes Kind des Ruhrgebiets, ab sofort mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln, die Bewerbung der Stadt Essen unterstütze.
Für Sie wie für mich gilt ab sofort: Essen für alle!
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Johannes Heesters
(Ehrenbürger der Stadt Regensburg)
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