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Montage: Patrick Hilss
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Atta-Kunst
CHURCH OF FEAR - Die Kirche der Angst (COF)


Kirchen und Religionsgemeinschaften - Glaubenssysteme - werden zu jeder Zeit vor allem durch Krankheit und Frustration, durch Produzenten der Angst, hervorgebracht. Vor dem Hintergrund der Gründung der CHURCH of FEAR, die am 20. März 2003 von neun Initiatoren ins Leben gerufen wurde, plant der Regisseur und Aktionskünstler Christoph Schlingensief ein ganzjähriges Projekt in vier Teilen. Gespeist mit allgegenwärtigen Begriffen wie Weltan-
schauung, Sektiererei oder Glaubensbekenntnis beabsichtigten sie die Ausrufung einer Gemeinschaft der Nicht-Gläubigen, die sich von den Glaubensangeboten "Öffentlicher Geheimbünde" in Politik, Wirtschaft und Kultur lossagt - die CHURCH of FEAR. Dem Glauben-
machen der politischen Sektierer, Fernsehpfarrer und Weltver-
schwörungstheoretiker stellt die CHURCH of FEAR einen grundle-
genden Verdacht gegenüber: den Verdacht der Instrumentalisierung von Schwäche und Schmerz, von Frustration und Hysterie - der Verwertbarmachung von Angst.


CHURCH of FEAR will die praktische künstlerische Verhandlung mit Weltanschauungsgruppen in Zeiten der Depression und des (Selbst-)Zweifels. Sie macht keine Versprechungen und folgt keinen für ihre "Anhänger" verbindlichen Dogmen.



CHURCH OF FEAR's 1. Int. Pfahlsitzen in Venedig (Foto: Schnepf)



Ansatzpunkt der CHURCH of FEAR ist allein das Bekenntnis zur eigenen Angst - die Angst vor dem Alter, vor dem Tod, vor Terror oder Verrat. ANGST IST DAS GEBOT. Selbstbewusst vorgetragen, beugt das Bekenntnis zur Angst ihrer Fremd-Erzeugung und -Verwertung vor: "HABT ANGST !"

Christoph Schlingensiefs CHURCH of FEAR dehnt den sektiererischen Gedanken auf federführende, d.h. Meinung, d.h. Glauben machende Systeme aus. Von zentraler Bedeutung ist das Verständnis systembestimmender Interessengruppen: die Fernsehshow als Messfeier, die politische Stallorder als Gebot, die Richtlinien der New Economy als apokryphe Schrift. Charakteristische Gemeinsamkeit ist die interne Produktion von Wortführern, Propheten-gestalten und Heilsbringern, ihren Heilsversprechen und Botschaften. Inmitten der modernen, sich permanent und radikal wandelnden Gesellschaft stellen sie schon fast regelmäßig den wenig tauglichen Versuch dar, ihren Anhängern paradiesische, schmerzfreie Zustände zu prognostizieren. Dabei hilft ihnen der Rückgriff auf vermeintliche Offenbarungen oder neuzeitliche Evangelien, die zum Großteil Erfindungen und bloße Irreführungen sind.



CHURCH OF FEAR's 1. Int. Pfahlsitzen in Venedig (Foto: Schnepf)



Jedwede Konstruktion von Wirklichkeit, ob in der Werbung oder im Polittalk, ist auf die Konstruktionsübernahme, d.h. das Vertrauen des Konsumenten, den Glauben der Rezipienten angewiesen.

Im Sinne neuer Heilsversprechungen behauptet die CHURCH of FEAR nicht, Ausdruck dieser Kraft zu sein. Es geht nicht um die bloße Negation, um einen persönlichen Affekt gegen Politiken, Ideologien oder antireligiöse Vorurteile. Die CHURCH of FEAR will die Produktion dieser Kraft durchspielen, mit den Mitteln der Kunst, aber kunst-, d.h. systemübergreifend. So wie das Verständnis der Anschauungen anderer mit einer detaillierten Betrachtung dessen zu beginnen hat, was sie in ihren eigenen Worten denken und sagen, so will sich die CHURCH of FEAR - affirmativ und gleichsam differenziert - mit diesen Anschauungen auseinandersetzen.



CHURCH OF FEAR's 2. Int. Pfahlsitzen in Kathmandu, Nepal (Foto: Brucic)



CHURCH of FEAR wird dabei eigene Anschauungen formulieren müssen, um nicht fahrlässig zu erscheinen. Sie gewährt daher Einblicke in ihr eigenes System, das System der CHURCH of FEAR, wird ihren Verdacht begründen müssen. Die CHURCH of FEAR bezieht damit Position, wie die observierten Systeme selbst, und stellt sich damit gleichsam zur Disposition.

Glaubensgemeinschaften wie Weltanschauungen sind soziale Bewegungen mit stark stammesgleichen Eigenschaften. Sie sind hierarchisch geordnet und bedienen sich verschiedener Rituale. Unter strukturellen Aspekten können solche Stammesgebilde als von geringer Haltbarkeit und Tiefenwirkung betrachtet werden. Im Sinne Vertrauen erweckender Maßnahmen müssen sie sich neuen Entwicklungen angleichen, zum Zwecke der Bindung von Gläubigen - d.h. auch von Kunden, d.h. auch von Wählern. Diese "modernen Stämme" müssen sich den Veränderungen unterwerfen. Sie büßen damit Großteile ihrer Prinzipien und Traditionen ein.



CHURCH OF FEAR's 3. Int. Pfahlsitzen in Frankfurt (Foto: Hilss)



Die CHURCH of FEAR spielt das WERDEN, das SEIN und das ENDEN einer (Anti-)Körperschaft, einer Gemeinschaft von (Nicht-)Gläubigen durch.

Die CHURCH of FEAR äußert nicht ihren Unmut, sie äußert ihre Besorgnis über die gegebenen Verhältnisse.

Das Gebot der CHURCH of FEAR: "Habt Angst!"

Die Aufgabe der CHURCH of FEAR: Die affirmative Ermittlung gegen die Alltagsdiktate, die Medienkonstruktionen, die Werbedogmen (Wir sind die Glaubenspolizei...) am Beispiel einer Konstruktion im Kunstraum: der CHURCH of FEAR.

Die CHURCH of FEAR stellt sich der klaffenden Lücke zwischen auf Bekenntnis und Hoffnung aufgebauten Glaubenssystemen und auf Daten und Fakten basierenden Märkten und entwirft damit das Bild eines gesamtgesellschaftlichen Systems, das aufgrund von Daten und Fakten den Glauben an alles zu verlieren droht und aus einer oftmals frustrierenden Wahrheit deshalb eine ihren (schwindenden) Überzeugungen kompatible Wirklichkeit missgestaltet.

Allen dreien gegenüber mangelt es an Skepsis, an Verdacht, der auf Unsicherheit, auf ANGST beruht.



COF-Aktionswelle in Wien 2004 / Bambiland (Foto: Hohlschneider)



Zusätzliches Material zur CHURCH OF FEAR

- CHURCH OF FEAR Presseecho - Presse zu den verschiedenen COF-Aktionen
- Bilderstrecke zur CHURCH OF FEAR - Fotoserie zur Kirche der Angst
- CHURCH OF FEAR Trailer - Offizieller Trailer zur Kirche der Angst
- CHURCH OF FEAR Homepage - Die weltweite Angstkirche im Internet

1. Internationaler Pfahlsitz-Wettbewerb
Biennale Venedig
11.-17.06.2003

2. Internationaler Pfahlsitz-Wettbewerb
Kathmandu, Nepal
5.-18.08.2003

Schreitender Leib
Köln- Frankfurt a.M.
13.-14.09.2003

Abendmahl
Frankfurt a.M.
13.-14.09.2003

3. Internationaler Pfahlsitz-Wettbewerb
Frankfurt a.M.
15.-20.09.2003





Zusatzmaterial

- Bilderstrecke
- COF-Trailer
- COF-Formular (PDF)


Externe Links

- C.O.F. Homepage


Verwandte Projekte

- Bambiland
- Attabambi-Pornoland