›Ich dachte immer, so jemand kann nicht sterben.
Das ist, als ob das Leben selbst gestorben wäre.‹
Elfriede Jelinek

Lieber Christoph,
wie etwas schreiben, wenn wir nur noch fühlen können? Und was können wir fühlen? Wir sind so unbeschreiblich traurig über deinen Tod. Und doch ahnen wir, von welchen Qualen er dich erlöst hat.
     Du bist so viel für uns. Und genau so viel hast du uns gegeben. Dich kann uns keiner nehmen. Du hast uns gegen die Laufrichtung in deine Gedankengänge geführt. Dort sind wir mit dir die Wände hoch gegangen, auch mal an und durch die Decke. Du hast uns mitgerissen. Wir sind deiner Leidenschaft, deinem Mut und deiner Verletzlichkeit gefolgt. Du hast uns auf den Kopf gestellt und wir haben gesehen, wie schön die Aussicht ist.
     Deine Arbeit hat uns bereichert. Deine Menschlichkeit hat uns reich gemacht. Wir baden in einem Meer aus Erinnerungen, aus Bildern. Erinnern heißt Lieben. Wir betrauern nicht den Künstler. Wir feiern ihn. Wir beklagen den Menschen, den Freund, den Ratgeber, den Ratsuchenden. Wir vermissen dich – und wissen dich doch ganz bei uns.
     Du bist uns jetzt vorausgegangen, durch den Reißverschluss, den Charlotte dir an einen sattblauen Himmel gemalt hat, und der dir Hoffnung gab, dass alle Schwere und aller Schmerz ganz einfach sein könnten.
     Es muss schön sein im Himmel, wenn du dort bist. Lebendig. Kraftvoll. Unruhig. Wir sind hier unten. Einsam. Still. Wir sehen uns wieder. Wir lieben dich. Wir fühlen mit dir. Ohne Worte.
Voxi, Tobi, Thomas, Sophia, Sibylle, Patrick, Nicole, Meike,
Meika, Matthias, Martin, Leo, Klaus, Kirsten, Kerstin,
Kathrin, Karin, Julia, Jörg, Jacob, Horst, Heta, Helga, Frieder, Francis, Eva, Claudia, Christophe, Charlotte, Celina, Carl, Bernd, Arno, Antje, Anna-Catharina, Anna, Alex
Christoph Schlingensief
He encompassed everything we hope of our heroes:
virtue, magnetism and the absolute belief in his chosen
mission. He had the ability to mobilize the outcast,
and the gifted, instilling all with the strength and
confidence that he possessed in abundance.
He was in life our friend, and in death our hero.
He has stirred us with his truths that are at once
Anarchistic and ordered. And these truths have
become our own.
His energy was that of a valiant and mischievous army
and could not be contained in death. And this energy
radiates at this moment and all who were privileged
be part of his vision, his work and his suffering
continue to feel the power of his infinite love.
Patti Smith
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